Fahrradgeschichten 24 – Antoine rostet durch

19. Juni 2008 um 17:51 | Veröffentlicht in Fahrrad, Picture Book | 4 Kommentare
Schlagwörter: , , ,

Wenn ich an etwas Marodes denke, wie in dieser Woche vom Projekt 52 gefordert, fällt mir als erstes mein Fahrrad Antoine ein. Der Gute befindet sich mittlerweile schon seit über vier Jahren in meinem Besitz, und trotz aller gelegentlichen Schwierigkeiten mag ich mich nicht recht von ihm trennen. Über sein voriges Leben weiß ich nichts, da ich ihn seinerzeit im Fundbüro ersteigerte. Dementsprechend sieht sein vorderes Schutzblech aus.

Sein hinteres ist bereits ersetzt, nachdem er vor Jahr und Tag einmal bei voller Fahrt völlig unvermittelt bremste:

Ich behielt aber die Kontrolle über das Fahrzeug. Ich stieg ab und sah, dass das hintere Schutzblech an einer Stelle durchgerostet war, und sich der hintere Teil des Schutzbleches durch die Fahrbewegung des Rades unter den vorderen geschoben hatte. Ich friemelte das Schutzblech auseinander und steckte es andersrum wieder fest.

Kurz darauf wollte ich mit Antoine an einem Sommerabend an der Elbe wieder nach Hause
fahren. Nach wenigen Metern bremste er schon wieder plötzlich und war nicht mehr fortzubewegen. Diesmal war das Schutzblech an einer weiteren Stelle gebrochen und hatte sich ineinandergeschoben und verkeilt, und diesmal ging gar nichts mehr. Ich brauchte – mitten in der Nacht – fast eine Stunde, um das lose Schutzblechteil vollständig auseinanderzubrechen und von der Strebe zu trennen, um ohne Schutzblech weiterfahren zu können. Selbiges ersetzte ich am nächsten Tag in der Fahrradstation. Das ist schon drei Jahre her; seither hat sich am Vorderrad noch nichts gleichartiges getan.

* * * * * * * * *

Mehr Fahrradgeschichten.

4 Kommentare »

RSS feed for comments on this post. TrackBack URI

  1. Leben ist vergänglich. Es ist auch ein wenig beruhigend, dass es einem Fahrrad, so sehr man auch an ihm hängt bzw. auf ihm sitzt, nicht anders ergeht. Du musst ihn gut pflegen, damit er Dir noch lange Zeit zur Seite steht. Das hat Antoine verdient.

  2. Seien Sie froh, dass das Blech vom Vorderrad nicht weggeflogen ist. Mitunter gehen solche Fälle nicht selten mit wüsten Stürzen einher. Besonders dann, wenn sich die ausdemstaubmachenden Teile zwischen der Gabel und dem Vorderrad bei Volldampf verkeilen. Im Tiefflug über die Fruchtallee ist nicht schön.

  3. ad bosch: Ich gebe mein Bestes.

    ad DJ Brutalo: Das klingt nach Erfahrung. Ich beobachte den Verfall des Vorderrades jedenfalls sehr genau und gebe acht auf mögliche Bruchstellen.

  4. Tja, Friedrich Schiller hat mal wieder Recht:

    Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,
    Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.
    Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,
    Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.
    Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,
    Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.
    Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
    Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.
    Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,
    Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.
    Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
    Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
    Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, ist herrlich,
    Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.


Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.
Entries und Kommentare feeds.