Ruf deine Nummer auf meiner Wand an

2. Mai 2008 um 23:17 | Veröffentlicht in Beat Beat Beat, Sprache | Hinterlasse einen Kommentar
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Heute war ich doof und vergaß den Schlüssel zu Hause, und während ich mir mit einem kleinen Spaziergang im Stadtpark die Zeit vertrieb, solange ich auf den zuvor alarmierten Liebsten wartete, hatte ich eine Erhellung.

Es kommt ja hier und da vor, daß man Liedtexte falsch versteht. Wenn man einmal einen Text falsch verstanden hat, graben sich die falschen Wörter zuweilen über Jahre hinweg so tief im Kopf ein, daß es immer schwieriger wird, im Text einen Sinn – am besten den richtigen – zu erkennen. Axel Hacke singt Lieder davon.

Als Kind passierte mir das wohl häufiger, als ich mich später erinnerte. In dem rührigen Lied „Mamatschi“ von Heintje, von dem ich zugeben muß, mit neun Jahren ein Fan gewesen zu sein, wünscht er sich ein Pferdchen: „Ein Pferdchen wär mein Paradies.“ Ich verstand: „Ein Pferdchen, wer mein Fahrrad ist.“ Dafür hatte ich irgendwie Verständnis, denn mein Fahrrad mochte ich schon immer gern. Natürlich zerbrach ich mir den Kopf über den Satzbau. Und als dann mit einem Mal das „Paradies“ seinen Weg ins eigene Verständnis bahnte, kam das einer Eingebung gleich.

Damit ist es aber noch nicht zu Ende. Denn obwohl einem ein Geistesfunke den Wortlaut eingab, versteht der Kopf weiterhin, was er immer tat. So höre ich in dem Who-Lied „Don’t look away“ noch immer „There’s a storm in my shoe, so I can’t get you“. Es heißt selbstverständlich „There’s a stone in my shoe“. Aber der Sturm im Schuh ist doch eigentlich eine viel bessere Ausrede.

Nun, bei meinem heutigen Spaziergang hörte ich die Beatles-Platte „Rubber Soul“, und auch dort gibt es in dem Lied „If I needed someone“ eine Zeile, die für mich eines der unlösbaren Rätsel darstellte, die sich im Leben so ansammeln: „Call your number on my wall, and maybe you will get a call from me …“ Ich könnte schwören, daß es seinerzeit so auch im Beatles-Songbook stand, und dachte damals, es sei vielleicht irgendeine Redewendung, die keiner kennt. Aber heute im Park verstand ich es plötzlich: „Carve your number on my wall“ – und mit einem Mal ergibt alles einen Sinn.

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Am Wegesrand unter einem Baum fand ich einen Zettel, auf dem stand: „My best friend are you“. Süß irgendwie.

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